Gleichheitsstellungstraining für Jugendliche in multikulturellen Kontexten

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Case study

Gleichheitsstellungstraining für Jugendliche in multikulturellen Kontexten

Kind of education

Höhere Ausbildungseinrichtungen (Berufschulen)

Definition of the learner

Ein 15-jähriger Roma-Sinti Schüler in einem Berufschule-Kurs

Description of the group

Gruppe von SchülerInnen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren, in einem formellen oder informellen Kontext.

Definition of starting situation

Lisa ist eine 15-jährige Roma-Sinti-Schülerin, die ihren ersten Abschnitt in der Berufsbildung macht. Sie geht hauptsächlich in die Schule, weil sie eine legale Verpflichtung hat, bis zu ihrem 16. Lebensjahr in einer Schulausbildung zu sein. Obwohl sie eine sehr intelligente Schülerin mit enormem Interesse für Literatur ist, ist sie davon überzeugt, dass sie mit 16 Jahren (also nachdem die Schulpflicht beendet ist) ihre Ausbildung beendet.

Lisa hat einen Freund, der in derselben Nachbarschaft wohnt wie sie. Die beiden treffen sich heimlich, denn gemäß ihrer Kultur, müssten die beiden heiraten, wenn man von ihrer Beziehung erfahren würde. Ihren Erzählungen nach würde Lisa im Falle einer Heirat sofort von der Familie des Bräutigams abhängig werden und diese würde eine schulische Ausbildung nicht gutheißen.

Obwohl sie eine brillante Schülerin mit einer großartigen Auffassungsgabe für kritische Analysen ihrer Realität ist, glaubt sie, dass sie nur die Wahl zwischen ihrer Beziehung und Familie gründen auf der einen Seite und Weiterführen ihrer akademischen Laufbahn, um eine professionelle Zukunft zu haben (die ihr in weiterer Folge die Freiheit und Unabhängigkeit geben kann), wählen kann. Zweites ist keine Alternative, die im Roma-Sinti-Kontext nicht akzeptiert wird. Derzeit ist Lisa der fixen Meinung, die schulische Laufbahn nach Ende der Schulpflicht zu beenden und mit allen Konsequenzen dieses Ziel zu verfolgen. Eine Ausbildung weiter zu machen, würde sie von ihrem Ziel, Familie zu gründen, weiter wegbringen.

Wie die meisten SchülerInnen in diesem Alter, folgt Lisa den Fußstapfen von Referenzpersonen, die sie in ihrem Kontext kennt (Frauen in ihrer Familie oder Frauen im engen Umfeld, die allesamt keine Möglichkeit hatten, zu studieren). Obwohl sie ihre Entscheidung getroffen hat und dahinter steht, ist sie sich auch über das Ungleichgewicht bewusst, dass Burschen in ihrem Alter frei wählen können, ob sie weiterhin einer Ausbildung nachgehen oder nicht (wenngleich es nicht sehr verbreitet ist, dass Roma-Sinti-Männer eine akademische Laufbahn einschlagen).

Ihre Schullehrerin fühlt sich hilflos weil sie nicht weiß, wie sie mit der Situation umgehen soll und sie hat das Gefühl, dass sie Lisa nicht mehr Optionen für die Zukunft geben kann.

Description of the course

Höhere Ausbildungseinrichtungen (Berufschulen)

Description of teaching team

Höhere Ausbildungsschulen, Berufschul-LehrerInnen und AusbilderInnen.

Possible actions and impacts
Aktionen
Impacts

Der/die TrainerIn organisiert eine Aktivität mit der gesamten Gruppe an SchülerInnen, in der jede/r SchülerIn sich selbst vorstellt und die eigenen Vorstellungen für die Zukunft definiert (Berufliche Karriere, Kontext, Leben etc..)

Die Gruppe empfindet den KollegInnen nach, sie lernen sich besser kennen und sie werden eventuell auch neue Situationen, Einstellungen und Lebenspläne kennenlernen. Sie werden sich über die Unterschiedlichkeiten innerhalb der gleichen Gruppe bewusst.

Jede/r SchülerIn zieht eine Lebenslinie – von dem Geburtstag bis zur Gegenwart (wo sie geboren wurden und wo sie aufgewachsen sind etc.). In diesem Dokument müssen sie die wesentlichen Stationen ihres Lebens markieren, die sie als Mensch geprägt haben und zu dem gemacht haben, wer sie heute sind. Diese Lebenslinie sollte auch in die Zukunft gezogen werden und jede/r SchülerIn muss niederschreiben, wie sie/er sich in Zukunft sieht und was sie im Leben erreichen möchten etc.

Jede/r SchülerIn fokussiert sich individuell auf sich selbst, was wiederum das Potenzial der vielen unterschiedlichen Lebenswege aufzeigt und die Möglichkeiten, die jede/r hat.

Ein außenstehendes Model einer Person, die beschlossen hat, einen ganz anderen Weg einzuschlagen, wird gesucht und der Gruppe präsentiert (falls es nicht möglich ist, ein Roma-Sinti Mädchen einzuladen, kann die/der LehrerIn ihr Beispiel vortragen). Die Person erklärt ihre Situation und wo ihre/seine Lebenslinie vor Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hat, im Vergleich zu dem was das Leben heute zu bieten hat. Diese Person hatte keine Anforderungen an ihre eigene Zukunft und hat schrittweise ihre Ziele erreicht, von denen sie niemals dachte, dass das in ihrem Ermessen wäre.

Die Gruppe realisiert, dass die Vorstellungen und Ansprüche, die wir an die Zukunft stellen von unserem Kontext, der kulturellen Herkunft und dem Geschlecht abhängig sind. Die Gruppe stellt fest, dass es noch andere Wege gibt, sein Leben zu gestalten, wenn Traditionen und Kultur so stark sind, dass sie die Entscheidung des Individuums so weit zu beschränken, dass nicht jede/r seinen/ihren Weg gehen kann.

Die gesamte Gruppe gibt ihre Meinung zu dem Beispiel ab und beschreibt die Erwartungshaltung, die sie an die Person, die ihr Beispiel vorgetragen hat, hatten bevor sie diese und ihre Lebensgeschichte gehört hatten (ohne den Kontext zu kennen). Eine Debatte über Gender-Vorurteile startet (und wie man diese am besten überwinden könnte) und eine gemeinsame Schlussfolgerung sollte dabei erreicht werden.

SchülerInnen geben ihre Meinung über die Situation ab und tauschen sich darüber aus, indem sie die Fälle der FreundInnen mit dem des Roma-Sinti-Mädchens vergleichen. Daraus sollte sich eine Schlussfolgerung ergeben. Die unterschiedlichen Meinungen werden geprüft und Vorurteile sollten dabei abgelehnt werden. Die Debatte wird umso tiefgründiger, da es viele unterschiedliche Fälle gibt (vielleicht sogar SchülerInnen von unterschiedlichen Kulturkreise und Herkunftsländern, die ihre Beispiele einbringen), die präsentiert werden.

Der/die LektorIn konfrontiert die Gruppen mit der folgenden Frage:

  • Haben wir unterschiedliche Vorstellungen von Personen abhängig von deren Herkunft, Kultur oder Geschlecht?

Interessante Schlussfolgerung sollten idealerweise durch das bessere Kennenlernen entstehen und nachdem eine Erfolgsgeschichte und ein Beispiel gebracht wurde.

Advice, remarks, conclusions

In diesem Beispiel erstellt der/die LehrerIn eine aufmerksamkeitsfördernde Maßnahme, da er/sie mit dem Problem in der Schule zu kämpfen hat:

  • SchülerInnen haben mehr Verständnis für die Situation
  • Eine externe Person, die eine ähnliche Situation erlebt hat, kommt in die Schule, um vor der Gruppe über ihren Lebensweg zu reden.
  • Eine Debatte entsteht, so dass alle gemeinsam eine Lösung für die Situation finden können.

Die ungefähre Länge für die Session sollte eine Dauer von zwei Stunden nicht übersteigen.

Der Organisator ist verantwortlich ein Testimonial zu finden (z.b. Jemand, der in die Schule kommen kann und die eigene Geschichte erzählen kann). Es ist nicht notwendigerweise eine Roma-Sinti-Frau, die mehr erreicht hat als sie selbst erwartet hat bzw. auch von ihrem Umfeld erwartet wurde. Es sollte ein gleichwertiges Beispiel einer Lebensgeschichte sein – mit einem positiven Ausgang.

Wir haben uns von folgender Quelle inspirieren lassen: http://www.gitanos.org/publicaciones/50mujeres/

Keywords
Intercultural Education
Gender
Opportunities