Case study
Homosexualität in der Schule
Militärschule
Schüler in einer Militärsschule, sozial instabile Situation, 17 Jahre alt, mehrere Schulmisserfolge
15 Schüler pro Stufe, der Großteil der Schüler ist männlich.
Joseph wird aufgefordert, die Militärsschule (Internat), die er besucht, zu verlassen, weil er angeblich Gefühle einem Mitschüler gegenüber gezeigt hat. Ein Angestellter der Schule beobachtete soeine Situation und meldete dies der Schuldirektion. Seine Schulkollegen begannen daraufhin ihn auszuschließen, sie redeten über ihn und erschwerten so sein Leben.
Einem ehemaligen Schüler zufolge sind an dieser Schule drei Dinge nicht erlaubt: Drogen, Stehlen und Homosexualität. Für den Schuldirektor sind alle Schüler "Brüder" und es ist dementsprechend unzulässig, Gefühle für einen anderen zu entwickeln. Außerdem gibt es innerhalb der Institution keinerlei private Rückzugsräume. Der Schuldirektor bezeichnet das Umfeld gar als eine Art "Big-Brother-Situation": Wenn ein Schüler ein emotionales Verhalten gegenüber einem Kollegen zeigt, spricht sich dies sofort herum.
Militärausbildung
Die meisten Lehrenden haben eine militärische Ausbildung/einen militärischen Background.
Der Schüler soll die Militärschule verlassen, sowohl die Schule als auch seine KollegInnen raten ihm, dies zu tun. Wenn er sich in der Folge für eine andere Militärsschule anmelden möchte, wird er mit der Frage konfrontiert werden, warum er die erste Schule verlassen hat und nicht wissen, was er darauf antworten soll.
Joseph begann sich zu isolieren, weil er weder familiäre Unterstützung erhielt noch in der Lage war alleine mit der Situation umzugehen. Er hatte kaum noch Kontakt zu seinen Freunden und auch sonst gab es niemanden mit dem er sprechen konnte, weil er die Gründe für seinen Schulaustritt nicht nennen wollte. Als er 18 Jahre alt wurde, begann er sich einer politischen Gruppe anzuschließen, die extrem radikale gesellschaftliche Ansichten vertrat. Auch in dieser Gruppe verheimlichte er seine homosexuellen Gefühle. Ab einem bestimmten Zeitpunkt war er dann in kriminelle Aktivitäten verwickelt und schließlich griff er einen Zivilisten tätlich an.
Joseph wollte die Schule verlassen, weil er sich nicht mehr als Teil dieser fühlte. Der Schuldirektor schlug ihm aber vor noch ein wenig länger in der Schule zu bleiben, um herauszufinden, was er wirklich möchte. Der Direktor sprach mit Josephs Eltern und überzeugte sie davon, dass es gut wäre, wenn der Schüler ein paar Tage mit ihnen verbringen würde. Während Joseph bei seinen Eltern war, arrangierte der Schuldirektor eine Zusammenkunft der SchülerInnen und forderte sie auf über das Thema Homosexualität zu reflektieren und "das Anderssein" ohne Vorurteile und Stigmatisierungen zu akzeptieren. Außerdem bat er sie auch über Joseph als großartigen Menschen und Mitschüler nachzudenken, und sich die Frage zu stellen, ob sie wirklich jemanden nur wegen seiner sexuellen Orientierung als Kollegen verlieren möchten.
Die Maßnahme zielt darauf ab die SchülerInnen dazu zu bringen Joseph mit Respekt zu behandeln. Dabei wurden vor allem seine engsten Freunde eingebunden, die bereits über seine sexuelle Orientierung Bescheid wussten. Nach einigen Wochen besserte sich die Kommunikation und Interaktion zwischen Joseph und seinen Mitschülern wieder deutlich, so dass er zusicherte zumindest bis zum Ende des Schuljahres an der Schule zu bleiben.
Förderung von präventiven Kampagnen, die Homophobie entgegenwirken.
Aufmerksamkeit auf Gleichheit und Respekt für die sexuelle Orientierung lenken.
Entwicklung von schulischen Aktivitäten/Initiativen (z. B. Diskussionsrunden), die sich mit homophoben Tendenzen auseinandersetzen.
Entwicklung von Kompetenzen im Bereich Diversität und Inklusion, um homophoben Stereotypisierungen entgegen zu wirken.
Implementierung von bewusstseinsbildenden Maßnahmen im Unterricht, die auf Bürgerrechte und Diversität zielen.
Bewusstmachung der Tatsache, dass alle Menschen gleiche Rechte und Pflichten haben.
Entwicklung von good-practice-Beispielen sowohl auf der Ebene der Lehrenden und des pädagogischen Konzepts als auch auf der Ebene der Schulverwaltung.
Etablierung eines Schul-Leitbildes, das Diversität auch auf der Ebene der sexuellen Orientierung ernst nimmt.
Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Communities, um Aktivitäten gegen Homophobie zu entwickeln.
Förderung von Respekt gegenüber Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.
Dieser Fall wurde aus einem Zeitungsartikel über Homosexualität in einer Militärschule in Portugal übernommen. (available at http://observador.pt/especiais/vida-no-colegio-militar-parece-um-big-brother/).